Heute die Ukraine, morgen...?

Wenn der Ukraine-Krieg der Welt eine Lektion erteilt hat, dann ist es die wahre Natur der Realpolitik – ohne Emotionen, ohne Sentimentalität, nur von Interessen geleitet.

Volodymyr Selenskyj, einst als Held der Demokratie von den USA und ihren Verbündeten gefeiert, sieht sich nun einer bitteren Realität gegenüber: Es gibt keine bedingungslose Unterstützung. Heute will Donald Trump die Politik von Joe Biden, der die Ukraine uneingeschränkt unterstützt, umkehren. Morgen könnte Taiwan vor derselben Ungewissheit stehen.

Trump ist nicht im eigentlichen Sinne „pro-russisch“, aber er will diesen Krieg auf eine Weise beenden, die den Interessen der USA dient. In diesem geopolitischen Machtspiel ist die Ukraine nichts weiter als ein Verhandlungsobjekt.

Trump setzt Selenskyj unter Druck, Friedensverhandlungen mit Russland aufzunehmen – jedoch unter einer Bedingung: Die Ukraine muss ihre wertvollen Bodenschätze, insbesondere seltene Erden, an die USA abtreten.

Selenskyj hat möglicherweise keine andere Wahl, als zuzustimmen, doch selbst nach einer Einigung verweigert Trump Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Mit anderen Worten: Die Ukraine ist nun gezwungen, die Konsequenzen geopolitischer Entscheidungen zu tragen, die größtenteils nicht in ihrer Hand lagen.

Für diejenigen, die die Dynamik der Macht verstehen, ist dies nicht nur ein Fall von Verrat. Es ist ein brutaler Beweis dafür, dass kleine Staaten oft nur Schachfiguren im strategischen Spiel der Großmächte sind.

Die Glaubwürdigkeit der USA beruhte bisher auf ihrer verlässlichen Unterstützung für ihre Verbündeten – ein Faktor, der das Gleichgewicht im internationalen System aufrechterhielt. Doch wenn sich die USA aus ihrer Verantwortung zurückziehen, verändert sich die Weltordnung.

In Taiwan wächst die Besorgnis. Wenn die Ukraine „im Stich gelassen“ werden kann, warum nicht auch Taiwan? Trump ist zwar eindeutig anti-chinesisch, doch seine Priorität liegt in der Wirtschaft, nicht in der Geopolitik. Es gibt keine Garantie, dass er Taiwan nicht genauso behandeln wird, wenn es den USA nützt.

Wir erleben den Übergang zu einer multipolaren Welt – einer Welt ohne eine dominante Macht, die als Stabilisator fungiert. Die Theorie der hegemonialen Stabilität (Hegemonic Stability Theory) besagt, dass globale Stabilität nur existiert, wenn eine starke Macht die Ordnung kontrolliert und deren Einhaltung sicherstellt.

Die USA sind bei Weitem keine perfekte Hegemonialmacht. Sie unterdrücken, manipulieren und agieren oft eigennützig. Dennoch haben sie bisher eine stabilisierende Rolle im internationalen System gespielt. Wenn die USA diese Rolle aufgeben, wird die Welt mit einer Zunahme unkontrollierbarer Konflikte konfrontiert.

Einige mögen argumentieren, dass die USA immer noch die mächtigste Nation sind. Doch die Geschichte zeigt, dass Macht allein nicht ausreicht. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatten die USA bereits die größte Wirtschaft und die stärkste Marine der Welt, doch ihre isolationistische Politik schuf ein Vakuum, das aggressiven Mächten wie Deutschland Handlungsspielraum bot.

Heute ist es die Ukraine. Morgen? Vielleicht Taiwan. Vielleicht ein anderer Ort.

Wir haben nur vier Jahre, um zu beobachten, wie Trump die Weltordnung gestaltet. Und wenn dieser Trend anhält, könnte die Welt auf eine Instabilität zusteuern, die weit über unsere Vorstellungskraft hinausgeht.

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