AMERIKA IM RELATIVEN NIEDERGANG: EINE KRITISCHE TRANSITIONS­PHASE

Seit 100 Tagen hat Donald Trump seine zweite Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten angetreten. In der politischen Kultur der USA gilt diese „ersten 100 Tage“ traditionell als Frühindikator – ein Spiegel für die politische Richtung, die eine Regierung einschlagen wird.

Für Trump 2.0 jedoch verlief dieser Zeitraum nicht mit markanten Erfolgen, sondern vielmehr mit wirtschaftlichen Fehleinschätzungen und außenpolitischen Fehltritten.

Seine erneute Fixierung auf Strafzölle hat die Finanzmärkte verunsichert. Nahezu 10 % des Wertes amerikanischer Aktienmärkte sind innerhalb von drei Monaten verloren gegangen – nicht aufgrund einer realen Krise, sondern wegen künstlich erzeugter Unsicherheit. Die Ankündigung, die Konflikte in der Ukraine und im Gazastreifen unmittelbar zu beenden, ist bisher unerfüllt geblieben und verdeutlicht die Diskrepanz zwischen Wahlkampfrhetorik und tatsächlichem Regierungshandeln.

Einige Kritiker gehen so weit, Trump als Saboteur oder gar als Marionette Moskaus zu bezeichnen. Solche vereinfachenden Verschwörungstheorien verkennen jedoch eine weitaus komplexere Realität: Der Niedergang Amerikas hängt nicht allein von der Person im Weißen Haus ab. Er ist strukturell, systemisch und letztlich unausweichlich.

Selbst unter einer Biden- oder Harris-Administration würden sich die fundamentalen Entwicklungen kaum unterscheiden. Die Weltordnung befindet sich im Umbruch – und Amerika ist nicht mehr das unangefochtene Zentrum.

Tatsächlich befindet sich die Vereinigten Staaten in einem Zustand des relativen Niedergangs – einer Phase, in der Macht, Einfluss und Prestige zwar weiterhin bestehen, jedoch im globalen Vergleich kontinuierlich abnehmen.

Der Anteil der USA am weltweiten Bruttoinlandsprodukt ist von 40 % in den 1960er-Jahren auf rund 25 % heute gesunken. Auch die Dominanz des US-Dollars schwindet: Von einem Anteil von 71 % an den globalen Währungsreserven im Jahr 2000 sind es heute nur noch 58 %. Diese Rückgänge sind nicht katastrophal, zeigen aber deutlich den Übergang zu einer multipolaren Weltordnung.

Trumps wirtschaftlicher Erpressungsversuch durch Zölle ist weitgehend wirkungslos geblieben. Viele Staaten haben gelernt, ohne amerikanische Vormundschaft zu agieren. Trotz eigener Herausforderungen wird China vielerorts als das „geringere Übel“ wahrgenommen. Das einst dominante amerikanische Modell verliert zunehmend an Einfluss – selbst bei traditionellen Verbündeten wie Japan und dem Vereinigten Königreich.

Dieser Niedergang ist jedoch kein neues Phänomen. Bereits unter Präsident Obama zeichnete sich ein schleichender Verlust globaler Führungsfähigkeit ab – sei es durch das Scheitern, die Teilnahme von Partnerstaaten an Chinas AIIB zu verhindern, oder durch die begrenzte Wirksamkeit der Sanktionen gegen Russland.

Was Trumps aktuelle Amtszeit besonders besorgniserregend macht, ist nicht der Niedergang an sich, sondern die gefährliche Beschleunigung desselben. Seine Missachtung von Allianzen, das Fehlen einer kohärenten Außenpolitik und der Rückgriff auf veraltete wirtschaftliche Instrumente könnten den verbliebenen Vorsprung der USA endgültig verspielen.

Dennoch bedeutet ein relativer Niedergang nicht zwangsläufig einen völligen Zusammenbruch.

Amerika hat sich in der Vergangenheit bereits mehrfach neu erfunden – nach Vietnam, nach Watergate und nach der Krise der 1970er-Jahre. Der Aufstieg Ronald Reagans belegt, dass Erneuerung möglich ist. Doch dafür bedarf es visionärer Führung und gesellschaftlicher Geschlossenheit – beides scheint heute Mangelware.

Letztlich entscheidet nicht Trump oder Biden über Amerikas Zukunft, sondern seine Fähigkeit, sich an eine neue Weltordnung anzupassen, neu auszurichten und seine Rolle darin neu zu definieren.

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