Wird die islamische Welt wieder auferstehen? Eine Reflexion aus der Perspektive der Weltmachtgeschichte

Wenn man über den Aufstieg und Fall großer Weltmächte spricht, kommt die islamische Gemeinschaft nicht um eine zentrale Frage herum: Wie kann die islamische Welt erneut zu einer globalen Macht aufsteigen, wie sie es einst war?

Die Geschichte verzeichnet, dass die Muslime einst unter der Führung der Khulafāʾ ar-Rāschidīn, der Umayyaden, der Abbasiden und des Osmanischen Reiches eine globale Supermacht darstellten. Diese Reiche waren nicht nur politische Imperien, sondern auch wirtschaftliche Machtzentren und bedeutende Stätten der intellektuellen Zivilisation.

Heute jedoch hat sich das Blatt gewendet. Die islamische Welt erscheint gespalten und in den Bereichen Wirtschaft, Technologie und geopolitischem Einfluss deutlich im Rückstand. Was sind die eigentlichen Ursachen dieses Niedergangs?

Viele führen „al-wahn“ – die Liebe zur Welt und die Angst vor dem Tod – als Antwort an. Doch die Geschichte zeigt, dass der Verfall vor allem aus strategischem Versagen resultierte, sich den großen globalen Umwälzungen anzupassen: der maritimen Revolution, der industriellen Revolution und der wissenschaftlichen Revolution.

Als sich das wirtschaftliche Zentrum der Welt vom Mittelmeerraum zum Atlantik verlagerte, begannen westliche Staaten, den Welthandel zu dominieren, globale Imperien aufzubauen und durch industrielle sowie technologische Fortschritte aufzusteigen. Die islamische Welt hingegen hielt an überholten Strukturen fest und konnte diesen Wandel nicht mitvollziehen.

Häufig betonen wir die Bedeutung der Stärkung des „islamischen Geistes“ (der Software), doch ohne wirtschaftliche, industrielle und technologische Stärke (die Hardware) ist es schwer, eine dominante Position einzunehmen.

China liefert ein eindrucksvolles Beispiel: Nach dem sogenannten „Jahrhundert der Demütigung“ gelang der Wiederaufstieg durch den konsequenten Ausbau industrieller und technologischer Grundlagen. Auch die Türkei gehört zu den frühesten islamischen Ländern, die in den Bereichen Verteidigung und Industrie modernisiert wurden – ein Beweis dafür, dass ein Wiederaufstieg die Kombination aus Werten (Software) und moderner Leistungsfähigkeit (Hardware) erfordert.

Eines bleibt jedoch unverändert: Kein einziges islamisches Land ist heute groß und stark genug, um alleine mit globalen Mächten wie den USA oder China zu konkurrieren. Daher sind die Einheit und die strategische Zusammenarbeit innerhalb der islamischen Welt unerlässliche Voraussetzungen – so schwierig sie auch sein mögen –, um erneut zu einer dominanten Weltmacht aufzusteigen.

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